Abschnittsübersicht

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      Warum ist die Auseinandersetzung mit Antisemitismus im evangelischen Bereich notwendig?

      Dazu haben die Evangelischen Akademien in Deutschland (EAD) unter dem Titel „Antisemitismus und Protestantismus. Impulse zur Selbstreflexion“ eine Stellungnahme verfasst. Sie finden sie hier als PDF

       

       

       

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      Fünf Thesen mit Reflexionsfragen

      Nachfolgend nun fünf Thesen mit den jeweils dazugehörenden Reflexionsfragen:

      1. Die Erwählung Israels

        Unter den meisten Christen hat sich die Vorstellung einer bleibenden Erwählung Israels durchgesetzt. Und doch bestehen antijüdische Verzerrungen fort, das Judentum sei eine Gesetzesreligion. Einige glauben, in den Kirchen sei eine lange antisemitische Tradition überwunden. Einige halten es für notwendig, gegenüber Juden und Jüdinnen missionarisch von Jesus Christus zu reden. 

        Frage: Wie würden Sie Ihre Haltung zum Judentum beschreiben? Was bedeutet für Sie eine bleibende Erwählung Israels für Christen?

      2. Judentum und Christentum

        Über Jahrhunderte wurde die hebräische Bibel, das Alte Testament, gegenüber dem Neuen Testament abgewertet. Aussagen der Mose-Bücher und Prophetenworte wurden vor allem auf Jesus Christus gedeutet. Der „zornige Gott des Alten Testaments“ wurde dem „Gott der Liebe des Neuen Testaments“ gegenübergestellt. Das Christentum habe das Judentum überwunden, es sei überholt. (Anmerkung: Eine Alternative zur Bezeichnung von „Altem/Neuem Testament“ ist seit längerem die Rede von „Erstes/Zweites Testament“)

        Frage: Wie ist Ihre eigene Sicht auf das Alte Testament? Hat dieses für Sie eine eigenständige Bedeutung?

      3. Antisemitisches Denken

        In aller Regel wird in der Bundesrepublik die politische und historische Verantwortung für die Judenvernichtung im Nationalsozialismus anerkannt. Paradoxerweise kann dies jedoch die Beschäftigung mit dem gegenwärtigen Antisemitismus blockieren. Dies verhindert eventuell, dass eigene antisemitische Denkmuster erkannt werden. Antisemitismus wird allenfalls als Problem der Anderen wahrgenommen.

        Frage: Beobachten Sie an sich selbst und in Ihrem Umfeld Denkmuster und eventuell Verschwörungstheorien, die im Zusammenhang mit Antisemitismus stehen?

      4. Nahostkonflikt

        Automatisch wird eine Haltung pro Palästinenser als eine Haltung contra Israel verstanden und umgekehrt. Die Staatsgründung Israels berührt das deutsche Selbstverständnis nach der Zeit des Nationalsozialismus. Deshalb ist der „deutsche“ Blickwinkel auf den jüdischen Staat im Nahost-Diskurs ein besonderer neben Fragen von Völkerrechtsverletzungen und Antisemitismus. 

        Frage: Welche Stellung hat für Sie der Staat Israel im Verhältnis zu den Palästinensern und seinen arabischen Nachbarn?

      5. Begegnungen

      Jüdinnen und Juden leben in Deutschland in einer mehrheitlich nicht-jüdischen Gesellschaft. Ihre Erfahrungen von Antisemitismus zu hören ist Voraussetzung dafür, Antisemitismus als Problem der Mehrheitsgesellschaft zu verstehen. Dies kann zu einer Sensibilisierung führen. Begegnungen können dazu beitragen / helfen, nicht-bewusste antisemitische Haltungen bei sich selbst und in der unmittelbaren Umgebung wahrzunehmen.

      Frage: Welche Erfahrungen haben Sie in Begegnungen mit Jüdinnen und Juden gemacht? In welcher Weise wären Kontakte möglich?